Sorgfaltspflicht bei Online Glücksspielen: Große Unterschiede in Europa

Glücksspiel unterliegt strengen Richtlinien – zumindest ist das in den meisten Ländern der Fall. In vielen werden gar Unterschiede zwischen lokalem Glücksspiel und Glücksspiel im Internet gemacht. Deutschland ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Hierzulande variieren die Richtlinien zwischen lokalen Casinos und Online Casinos stark. Was sich allerdings auch gezeigt hat, ist, dass nicht jedes europäische Land seine nationale Glücksspiel-Szene auch wirklich reguliert. Das heißt, es gibt zwar Gesetze, doch deren Einhaltung wird nicht überall besonders intensiv geprüft. Welche Unterschiede sich in dieser Hinsicht in Europa so zeigen, hat eine vor kurzem veröffentlichte Studie der KSA (Kansspelautoriteit), der Glücksspielbehörde der Niederlande, offenbart.

Glücksspielanalyse der niederländischen Glücksspielbehörde

Die niederländische Glücksspielbehörde KSA hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Glücksspielregulierung in Europa näher unter die Lupe zu nehmen. Zu diesem Zweck wurden die zuständigen Behörden in 28 europäischen Ländern kontaktiert, wobei letztendlich nur 21 Länder an der Studie teilgenommen haben. Ziel dieser Studie war es, dass die niederländische Behörde selbst prüfen wollte, wie sie im Vergleich zu anderen Regulierungen abschneide. Da Online Glücksspiele, zu denen Roulette, Blackjack und Spielautomaten wie Sizzling Hot sowie unzählige weitere gehören, in den Niederlanden erst seit Oktober 2021 erlaubt ist, hat sich die Behörde erhofft, vielleicht gar noch etwas von den Mitgliedsstaaten lernen zu können.

Des Weiteren sollen die veröffentlichten Studienergebnisse aber auch Glücksspiel-Anbieter dazu anregen, ihre Maßnahmen und ihre Sorgfaltspflicht zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Schließlich ist die Regulierung des Glücksspiels nicht nur im Sinne des Staates, sondern vor allem zum Schutz der Spieler gedacht.

Die Gesetze einiger wichtiger europäischer Länder

Verschiedene Verbände der EU sowie auch das Europäische Verbraucherzentrum ringen danach, einheitliche Glücksspielgesetze für ganz Europa auf die Beine zu stellen. Allerdings gibt es hierfür derzeit weder konkrete Pläne noch Diskussionen, weshalb in naher Zukunft nicht damit zu rechnen ist. Aufgrund der teils starken Unterschiede zwischen den Regulierungen der verschiedenen Länder, wird allerdings nur die einheitliche Regulierung als erfolgreiche Option angesehen – aktuell gibt es zu viele Grauzonen und Ausweichmöglichkeiten für Spieler, was nicht nur irreführend, sondern auch gefährlich sein kann.

Holprige Kontrollen in Italien

Italien gilt mit rund 400.000 Spielsüchtigen zu den Spitzenreitern Europas, in denen das Glücksspiel die Oberhand hat. Allerdings sind die gesetzlichen Strukturen innerhalb des Landes kritisch. Ein Großteil des Marktes wird hier nämlich schwarz von der italienischen Mafia geregelt. Die offiziellen Zahlen zum Gewinn durch Glücksspiele liegen bei jährlich rund 100 Milliarden Euro. Dem Staat dürfte jedoch gar noch einiges mehr durch die Hände gehen.

Deutschland setzt mit neuem Glücksspielstaatsvertrag klare Regeln

Online Casinos in Deutschland sind dem Staat lange Zeit ein Dorn im Auge gewesen. 2021 wurde final ein neues Glücksspielgesetz eingeführt, das insbesondere virtuelle Spielhallen im Internet landesweit unter Kontrolle bringen soll. Seither ist das Glücksspiel nicht mehr nur im Bundesland Schleswig-Holstein legal, sondern im gesamten Land – allerdings unter strengen Richtlinien. So muss ein legales Online Casino zum Beispiel eine deutsche Lizenz besitzen und Vorgaben hinsichtlich eingeschränkter Spiele, limitierter Einsätze und Einzahlungen erfüllen.

Verbot statt Regulierung in Frankreich

In Frankreich sind Online Casinos vollständig verboten. Durchgesetzt wird dieses Verbot, indem landesweite Netzsperren für Glücksspielportale aktiv sind. Es gibt jedoch Lizenzen, die legale Pferde- und Sportwetten sowie Poker erlauben.

Unübersichtlichkeit in Österreich

Österreich hat gewissermaßen die Position eingenommen, die Deutschland lange Zeit gehabt hat. Die rechtliche Lage hinsichtlich des Glücksspiels ist hier noch immer sehr unübersichtlich und nicht klar geregelt. Grundsätzlich sind Glücksspiele mit Lizenz erlaubt. Allerdings herrschen sehr unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Spielkategorien, die zusätzlich von unterschiedlichen Behörden kontrolliert werden – ein ordentliches Durcheinander! In Zukunft soll dies aber geändert werden.

Glücksspielparadies Liechtenstein

Das kleinste Land Europas ist für Glücksspiel-Fans ein beliebtes Anlaufziel. Mittlerweile gilt Liechtenstein als Glücksspielparadies und wird gerne auch als europäisches Las Vegas bezeichnet. Grund dafür ist, dass der Staat in Hinsicht auf die Zulassungen für Glücksspielanbieter sehr großzügig ist. Seit 2010 ist das Glücksspiel in Liechtenstein legal und unterliegt nicht den strikten Richtlinien, wie beispielsweise in Deutschland.

Die größten Unterschiede in Europa

In der Studie der KSA hat sich gezeigt, dass nur 43% aller befragten Behörden die auferlegte Sorgfaltspflicht präzise einhalten und Glücksspielportale gründlich regulieren. Zu den 43% gehören Länder wie Deutschland, Dänemark und auch Schweden, wo unter anderem feste Einzahlungsgrenzen gelten. Einzahlungsgrenzen sind eine großartige Möglichkeit, um Glücksspiel-Aktivitäten zu kontrollieren und Spieler zu schützen. Zwar variieren die Grenzen unter den verschiedenen Ländern stark, doch sie alle erfüllen denselben Zweck.

Flexibilität herrscht hingegen in Ländern wie Großbritannien und Frankreich. Dort können lizenzierte Glücksspielportale solche Einzahlungsgrenzen selbstständig festlegen. Es gibt aber auch die Extreme der vollständigen Freiheit – Länder wie Portugal, Polen, Kroatien und mehr führen gar keine gesetzlichen Richtlinien, sodass Anbieter ganz und gar eigenständig Maßnahmen aufstellen können. Dies erfolgt aber auch nur auf freiwilliger Basis.

Von stark kontrolliertem Glücksspiel bis zur völligen Freiheit ist in Europa also alles vorhanden. Wer es aufs Glücksspiel abgesehen hat, findet also auf jeden Fall einen Weg, weshalb eine einheitliche Regulierung für Europa absolut sinnvoll wäre.

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